Der Franzose ist dick und hat feuchte Hände. Im Bett ist er unerfahren, Justine quält sich mit ihm ab. Beim Cunnilingus geht er so emotionslos vor, als würde er an einer Werkbank herumlaborieren. Als er nach 60 Minuten seine graue Unterhose anzieht, schwankt sie zwischen Mitleid und Verachtung für ihren Landsmann. Auch Ignoranz im Bett kann peinigend sein. Für ihren dritten Roman "La Maison" hat Emma Becker selbst in Berlin im Puff gearbeitet, zweieinhalb Jahre lang. Beckers "Künstlername", wie sie sagt, war tatsächlich Justine. Ihr Roman ist Autofiktion, die Hauptfigur trägt deutlich Züge der Autorin, Buch Erfahrung Als Prostituierte hat sie bei ihren Kunden und Kolleginnen einiges verändert, damit sich am Ende keiner wiedererkennt. Auch der peinliche Franzose dürfte ein Mix aus verschiedenen Freiern sein. Die Szene über den gequälten Cunnilingus ist übrigens saukomisch - wie so manches im Roman der Jährigen. Das Thema Prostitution spaltet die gesellschaftliche Debatte. Wer ein Enthüllungsbuch über Zuhälter, Gewalt und Misshandlung erwartet, wird enttäuscht. Dass sie mit ihrer französischen Herkunft im Berliner Puff als kleiner Star gehandelt wurde, verhehlt sie im Buch nicht. Auf dem Cover sieht man sie als sinnliche Frau, im Interview trägt sie einen flaschengrünen Overall, keinen Schmuck und wenig Schminke. Über Penetration und feuchte Schamlippen spricht sie so selbstverständlich wie andere Menschen über Spülmaschinentabs. In Frankreich hat "La Maison" im letzten Jahr für Aufsehen gesorgt, nicht nur wegen des Sujets, sondern weil es literarisch durchaus anspruchsvoll ist. Becker hat sogar mehrere Preise abgeräumt. Allerdings hat der Roman auch provoziert. Feministinnen warfen der Autorin vor, sie verharmlose ein Metier, in dem Gewalt und Ausbeutung an der Tagesordnung sind. Emma Becker ärgern solche Vorwürfe. Ich habe in meinem Buch auch von einem anderen Bordell erzählt, wo die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter sind als in 'La Maison'. Ich bin dort aber nicht lange geblieben. Insgesamt waren Buch Erfahrung Als Prostituierte Erfahrungen in Buch Erfahrung Als Prostituierte Job durchaus positiv. Und trotzdem: Es gibt einige Szenen im Buch, bei denen man beim Lesen die kalte Wut bekommt. Da ist der Freier, offensichtlich ein Psychopath, der von Sex mit Minderjährigen träumt und auch in Justine ein blutjunges Mädchen sehen will, das sich ihm nicht widersetzen kann. Der Mann klemmt sie unter sich ein, ohrfeigt sie, schlägt sie, packt sie an der Kehle, zerrt sie an den Haaren. Wie hält man so etwas aus, wieso hat sie trotzdem weitergemacht? Ebenso, wenn sie ihren Freiern Lust vorspielte. Sie habe sich dann vorgestellt, sie sei Schauspielerin in einem Theaterstück. Die auf ein katholisches Gymnasium gegangen ist und an der Sorbonne Literatur studierte? Die verklemmte Atmosphäre im Gymnasium nervte und provozierte sie. Über Sex wurde im Biounterricht kaum gesprochen. Ich wollte aber mehr wissen. Den Rest lernte sie im Puff. In Berlin schrieb die Autorin ihren zweiten Roman über eine junge Frau, die einen sehr viel älteren Liebhaber hat. Auch sie selbst hat immer wieder Beziehungen zu älteren Männern gehabt, die "Vaterfiguren" für sie waren, wie sie sagt. Ihren eigenen Vater hat sie als schüchtern und in sich gekehrt erlebt, er war "ein Rätsel". Die Idee zu "La Maison" kam ihr, als sie in Berlin an einem Bordell vorbeiging. Aber ich wollte nicht journalistisch recherchieren, sondern das Milieu wirklich kennenlernen, von innen heraus.
Selbstversuch als Prostituierte: “Wir wurden wie Rockstars begrüßt”
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