In einem Buch teilt er nun seine Erfahrungen. Heute ist auf dem Platzspitz nichts mehr, wie es einmal war. An diesem Mittag im Spätsommer riecht es im Park nach Frittiertem; die Bänkchen und Mäuerchen sind von Leuten bevölkert, die für kurze Zeit aus ihren Büros geflüchtet sind. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan. Hält sich der Zürcher Allgemeinpraktiker im Park hinter dem Landesmuseum auf, kann er die inneren Bilder nicht abwehren. Zu viele Abgründe hat er hier gesehen, zu viel von seinem Herzblut als Arzt und als Mensch ist mit diesem Ort verbunden. Als junger Notfallarzt rückte er in den achtziger und neunziger Jahren immer wieder Beim Peppen Ficken Besoffene Ehefrau die offene Drogenszene aus. Denn dass sich Junkies Überdosen gespritzt hatten, war damals an der Tagesordnung. Fast schief ging die Reanimation, von der Seidenberg erzählt, weil er dem weggetretenen Süchtigen ein Medikament spritzte, das die Wirkung des Heroins, das der Junkie zuvor konsumiert hatte, aufheben sollte. In seinem Buch, das Ende September erscheint, erzählt der Arzt von zahlreichen bedrückenden Szenen rund um das Platzspitz-Rondell, in dem Schwerstsüchtige unter widrigen Bedingungen hausten. Ihr einziges Ziel war, auf der täglichen Jagd nach Stoff fündig und nicht von der Polizei geschnappt zu werden. Es herrschte eine düstere, repressive und gehetzte Stimmung, die nahtlos an die bewegte Zeit der Jugendunruhen in den er Jahren anschloss. Viele Jugendliche, die damals auf der Strasse für mehr Freiheiten gekämpft hatten, landeten später in der Drogenszene am Platzspitz. Seidenberg schildert seine Erinnerungen im Buch anhand von Protagonisten der damaligen Zeit, die eine wichtige Rolle spielten und teilweise heute noch leben. Er hat die Geschichten so weit verfremdet, dass die tatsächlichen Personen nicht erkennbar sind. Auf der steinernen Plattform im Rondell bewegte sich ein dunkler Haufen träge unter Wolldecken und wasserfesten Planen. Dort lagerte der härteste Kern der Szene. Noch waren die Nächte nicht eiskalt, aber diese Leute würden dort auch den sibirischen Temperaturen der härtesten Winternächte trotzen. Der Platzspitz war vierundzwanzig Stunden täglich und dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr geöffnet. Im Rondell führte Grosso Regie. Grosso wusste auch nach Mitternacht und in den frühesten Morgenstunden, wo welcher Stoff oder was auch immer subito und sofort besorgt werden konnte: Kokain, fünfzig Gramm Heroin, Falschgeld, eine Knarre und einen, der bereit war, bei einem Einbruch Wache zu schieben, oder welche Frauen zum Ficken, Schlagen und Würgen zu kaufen waren. Für Grosso fiel immer etwas ab, «universale Fernbedienung» nannte er das. Viele der Abhängigen auf dem Platzspitz waren auch Seidenbergs persönliche Patientinnen und Patienten. Nach dem Staatsexamen arbeitete er einige Zeit in der Gruppenpraxis «Plaffenwatz» im Enge-Quartier. Ab führte er eine eigene Praxis für Allgemeinmedizin in Altstetten; später gründete er eine Praxis beim Central. Die Gewalt, auch diejenige, die von der Polizei ausging, war allgegenwärtig. Seidenberg trat in der damaligen Zeit als Kämpfer und Rebell auf, der sich öffentlich gegen Obrigkeiten auflehnte. Legendär ist sein Einsatz für die Abgabe von sauberen Spritzen, um die zunehmende Ausbreitung von HIV zu stoppen. Über Aids wusste man damals so wenig wie heute über Covid Es war eine unheimliche Krankheit, die sich besonders unter Junkies rasant ausbreitete, weil sie sich gegenseitig ansteckten. Die Stigmatisierung war gross. Der Stoff wurde mit blutig kontaminierten, mehrfach gebrauchten Spritzen aus einem gemeinsamen Löffel aufgezogen. Wir wussten vieles noch nicht. Wer ist alles infiziert? Wie ansteckend ist die Krankheit? Wie viele werden sterben, wie schnell? Werden alle sterben? Wird die Menschheit an Aids zugrunde gehen? Christian La Roche und ich betreuten in unserer Altstetter Praxis in zehn Jahren rund zweihundert Patienten mit Aids bis in den Tod. Scham, Schuld, Depression und Angst prägten und behinderten das Leben unserer Patienten lange vor jeder sichtbaren Krankheit. Vor dem physischen Tod starben viele jahrelang einen sozialen Tod. Beim Peppen Ficken Besoffene Ehefrau legte sich in den achtziger Jahren mit dem damaligen Zürcher Kantonsarzt an, der ihm mit dem Entzug der Praxisbewilligung drohte, wenn er sterile Spritzen und Nadeln an Süchtige abgäbe. Über Ärztinnen und Ärzte zeigten sich solidarisch und weigerten sich ebenfalls, die Weisung des Kantonsarztes zu befolgen.
Wie wird Alkohol im Körper abgebaut? Als junger Notfallarzt rückte er in den achtziger und neunziger Jahren immer wieder in die offene Drogenszene aus. Wer sich unter dem Einfluss von K. Einklappen Ausklappen Sender auswählen. Was passiert bei einem Blackout durch Alkohol? Ich konnte einiges bewegen und bin im Gegensatz zu vielen früheren Freunden und Bekannten noch am Leben», fasst er seine allgemeine Gemütslage zusammen.
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